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Welche konzeptionellen Grundsätze muss ich beim Planen eines Passivhauses beachten?

Es gibt kein Patentrezept, weil viele Faktoren reinspielen. Himmelsrichtungen, Bodenverhältnisse, Nutzerverhalten… sind bei jedem Passivhaus-Bauvorhaben ganz individuell zu bewerten und als gegebene Größe anzunehmen. In einem bereits erschienen Beitrag: „Kann man bei der Bauplatzauswahl schon Energie sparen?“ können Sie gerne zu diesem Thema noch einmal reinschauen.

Es gilt bei der Passivhausplanung allgemein:

  1. Kompakte Gebäudeform mit entsprechend gutem Wärmeschutz
    Wenn die Bauteile der Außenhülle rundum sehr gut wärmegedämmt werden und Wärmebrücken durch Vor- und Rücksprünge, Anschlüsse und Durchdringungen minimiert werden, ist dies die beste Voraussetzung für ein Passivhaus. Außenwand– , Dachbauteile und die erdberührten Bauteile sind so zu dämmen, dass sie einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) kleiner als 0,15 W/(m²K) erreichen. D.h. pro Grad Temperaturunterschied und Quadratmeter Außenfläche gehen höchstens 0,15 Watt verloren.

  2. Himmelsrichtungen
    Eine optimale Südorientierung und somit Verschattungsfreiheit sind sehr gute Voraussetzungen, um "passive" Solarenergie-Gewinne zu nutzen und somit zum „Wärmelieferanten“ werden. Freistehende Einfamilienhäuser haben hier idealste Möglichkeiten. Hier gilt: Fenster auf der Nordseite minimieren und auf der Südseite optimieren, dennoch auch hier an Verschattungsmöglichkeiten denken.
  3. Glaselemente
    Die Fenster sind im Verhältnis zur Außenwand in jedem Fall energetisch gesehen die größte Schwachstelle. Deshalb sollte der U-Wert von 0,80 W/(m²K) für den Glasanteil inkl. Fensterrahmen nicht überschritten werden.
  4. Luftdichtigkeit
    Beim Blower Door Test muss der Wert eines Passivhauses durch unkontrollierte Leckagen bei einem Unter-/ Ãœberdruck von 50 Pascal kleiner als 0,6 Hausvolumen pro Stunde sein.
  5. Aktive Frischluft-Erwärmung
    Die kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung schafft eine gute Raumluftqualität und dient dem Energiesparen. Passivhäuser führen mindestens 75% der Abluftwärme über einen Wärmetauscher der neu einströmenden Frischluft zu.
  6. Passive Frischluft- Vorerwärmung
    Ein Erdwärmetauscher führt die Außenluft in das Haus und kann selbst an kalten Wintertagen die Luft bis auf eine Temperatur von über 5°C vorwärmen. Dies kann ein Teil des Haustechnikkonzeptes sein.
  7. Regenerative Energien für die Brauchwassererwärmung
  8. Solarkollektoren oder Wärmepumpen können die Energie für die Warmwasserversorgung zur Verfügung stellen.

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  9. Energiespargeräte für den Haushalt
    Natürlich gehören hocheffiziente Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Herd, Tiefkühltruhe, Lampen und Waschmaschine zum Konzept eines Passivhauses.


Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das eine wohnbehagliche Temperatur sowohl im Winter als auch im Sommer ohne separates Heiz- bzw. Klimatisierungskonzept bietet.

Der Heizwärmebedarf von weniger als 15 kWh/(m²a) und einem Primärenergiebedarf (Warmwasser + Haushaltstrom) unter 120 kWh/(m²a) sind Voraussetzung. Diese Entwicklung ist eine konsequente Weiterführung des Niedrigenergiehauses (NEH) und benötigt im Vergleich zum NEH 80% weniger Heizenergie. In Heizöl umgerechnet kommt ein Passivhaus mit weniger als 1,5 l pro Quadratmeter im Jahr aus. Die zwei wichtigsten Grundprinzipien sind hierbei:

  1. Wärmeverluste vermeiden
  2. freie Wärmegewinne optimieren

Wie vermeide ich Wärmeverluste?

Mit einer sehr gut gedämmten Gebäudehülle mit Dämmstärken von 25-40 cm und Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung. Für Frischluft sorgt eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, die mehr als 80% der fühlbaren Wärme der Abluft im Wärmetauscher an die kühle Zuluft zuführt. So wird im Winter bei 0 °C Außentemperatur die kalte Frischluft durch die 20 °C warme Abluft des Innenraums auf ca. 16 °C erwärmt.

Wie optimiere ich freie Wärmegewinne?

Wärmegewinne werden im Passivhaus durch Fenster und die Wärmeabgabe von Personen und Haushaltsgeräten erreicht. Verschattungen (Balkon oder Jalousien) verhindern im Sommer die Überhitzung der Räume. Im Winter wird über die schon erwähnte Komfortlüftung die Zuluft erwärmt, dadurch kann auf ein separates Heizsystem verzichtet werden.

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Wohnqualität im Passivhaus

Ein Passivhaus spart Energie und Heizkosten, aber an einem spart es nicht: an der Wohnqualität! Durch die gute Dämmung sind alle Raumumgebungsflächen gleichmäßig warm, auch bei den an die kalte Außenluft grenzenden Bauteilen. Das schafft eine hohe Behaglichkeit. Schlechte Luft im Schlafzimmer während der Nacht, weil die Fenster wegen Frost oder Lärm nicht gekippt bleiben können, gibt es im Passivhaus dank der Komfortlüftung nicht.

Welche konzeptionellen Grundsätze muss ich dabei beachten?

Diese Frage stellen wir uns in meinem nächsten Artikel.


Eine Wärmebrücke (oft fälschlicherweise als Kältebrücke bezeichnet) ist ein Gebäudebereich, durch den die Wärme schneller nach außen transportiert wird, als durch die anderen Bauteile.

Man unterscheidet konstruktive, geometrische und materialbedingte Wärmebrücken.

  • Konstruktive Wärmebrücken entstehen durch Konstruktionen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit. Beispiele hierfür sind z.B. Stahlbetondecken mit Verbund zu den Außenwänden, Ringanker, Heizkörpernischen.
  • Geometrische Wärmebrücken ergeben sich beispielsweise durch Versprünge oder Ecken in einem ansonsten glatten Bauteil, wenn der Innenfläche eine größere Außenfläche, durch die die Wärme abfließt, gegenüber steht. Ein Beispiel hierfür ist die Hausaußenecke.
  • Materialbedingte Wärmebrücken liegen dann vor, wenn in Wärmestromrichtung unterschiedliche Baustoffe im Querschnitt liegen. Beispiele hierfür sind z.B. eingelassene Stahlträger; ein Betonsturz in Klinkerwand.

Im Bereich von Wärmebrücken sinkt bei kalten Außentemperaturen die innere Oberflächentemperatur von Bauteilen stärker ab als in den "Normalbereichen". Bei Unterschreiten der Taupunkttemperatur fällt Tauwasser (Kondenswasser) aus. An Wärmebrücken besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Wärmebrücken führen zu höherem Transmissionswärmebedarf und damit zu höherem Heizkosten.

Häufig findet man Wärmebrücken in folgenden Bauteilen:

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  • Balkone
  • Rollladenkästen
  • Mauersohlen
  • Fensterrahmen und Fensterstürzen
  • Heizkörperbefestigungen im Mauerwerk
  • Heizkörpernischen
  • Deckenanschlüsse
  • Ecken im Haus
  • ungedämmte Stahlbetonbauteile
  • auskragende Stahlträger

Durch eine fachlich einwandfrei aufgebrachte Außenwanddämmung lassen sich Wärmebrücken erheblich mindern.