Hypermiling: mehr Km für weniger Benzin

Hypermiling ist eine neue Trendsportart aus den USA, bei der es darum geht, mehr Meilen aus einer Gallone Benzin oder Diesel zu holen.

Amerikaner vergleichen den Spritverbrauch ihrer Autos umgekehrt wie wir: sie geben an, wieviele Meilen (ca. 1,6km) man mit einem Auto mit einer Gallone Benzin, Super oder Diesel (ca. 3,8l) fahren kann.
Ein Spritverbrauch von 6l auf 100km entspricht in etwa 40 miles/gallon.

Die Hypermiler versuchen nun also mehr aus ihren Autos herauszuholen und die Herstellerangabe (im Schnitt 25 Meilen/Gallone für amerikanische Autos) deutlich zu übertreffen. Dazu benutzen sie zum Teil ganz konventionelle Tricks:

  • Motor gut warten lassen, Zündkerzen erneuern
  • Leichtlauföl einfüllen
  • Luftdruck in den Reifen prüfen und etwas erhöhen
  • Fenster geschlossen lassen, Klimaanlage aus lassen
  • Ãœberflüssiges Gepäck zu Hause lassen, Dachträge abmontieren.

und welche die etwas weiter gehen:

Anzeige
  • Im Windschatten von Lastwagen fahren
  • Vor Ampeln, am Berg, etc ausrollen lassen und die Schubabschaltung vom Motor benutzen
  • Nicht schneller als 80km/h fahren
  • Niemals die Motorbremse benutzen

Nicht nur das Fahren im Windschatten ist dabei gefährlich, Fahrer sollen auch schon angegriffen worden sein, weil ihre Hintermännern nicht einsehen wollten, gezwungener Maßen auch mit 30km/h auf die Ampel zu zu rollen.

Hypermiling auch bei uns

Auch wenn ich keinem offiziellen Club beigetreten bin und meinen Spritverbrauch in Litern pro Kilometer messe, versuche ich doch, Benzin zu sparen. Dabei nutze ich viele Tricks der Hypermiling-Gemeinde, allerdings fahre ich nie, niemals im Windschatten von LKW.

  • Ich fahre defensiv, mit viel Abstand. Ich versuche über die Autobahn zu fahren, ohne zu bremsen. Bremsen verschwendet Energie und zwar zweimal, beim Bremsen selbst und beim wieder Gas geben.
  • Ich kenne meine Strecken, ein Kilometer vor der Ausfahrt gehe ich vom Gas. Dann komme ich mit 80 genau an der Ausfahrt an.
  • Ich rase nicht und halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das alleine hat 0,2l/100km gebracht (seit auch die letzte meiner üblichen Autobahnen hier im Ruhrgebiet auf 100 beschränkt wurde (die A42)).

Ich fahre nicht 80, gezwungenermaßen aber ganz oft nur 100. Tagsüber ist man oft froh, wenn man überhaupt 100 fahren kann.

Neulich habe ich das erste Mal die Herstellerangabe von 5,9l/100km für meinen kleinen Corsa unterboten! Das hat mich motiviert.

Ich frage mich, ob Sie die Herstellerangabe Ihres Autos erreichen oder gar unterbieten. In meinem Bekanntenkreis klang es so, als käme niemand daran, als wäre die Angabe Makulatur. Wieviel verbraucht Ihr Auto?

Wie würde Hypermiling bei uns heißen? Minilitern?

19 Gedanken zu “Hypermiling: mehr Km für weniger Benzin

  1. Jan

    Jemand der nur Landstraße fährt, wird die Herstellerangabe für den Mix schon unterschreiten können. Ein Unterschied ist es auch, ob man im Flachland oder im Gebirge lohnt, da wird sich der Verbrauch auch unterscheiden.

    Meiner ist mit 6,3l im Mix angegeben, ich fahre mit ca. 6l im Schnitt.

  2. Beitragsautor

    Hallo Jan,
    Danke für Ihren Kommentar!
    Es ist also möglich (wenn man immer schön um die 100 fährt).
    Hier ist es relativ flach, aber ich fahre hauptsächlich auf der Autobahn....
    Viele Grüße,
    Ingrid

  3. Anton

    Ich fahr nen Toyota Prius, der ist vom Hersteller auf 4,3 Liter / 100km angegeben, der Wert ist kaum zu erreichen, ausser man zuckelt nur mit Tempo 80 auf der Landstrasse, aber Stadt / Autobahn zerstoert das einfach, ich komm auf 4.5l / 100km, aber besser schaff ichs net. Schon frech, was die Hersteller da an Werten nehmen

  4. Toph

    Hallo,

    mal ne andere Frage: Wenn ich Stadtverkehr fahre, mache ich oft das Auto aus, wenn ich auf eine Ampel zurolle (hab ne alte Karre ohne servo-irgendwas). Wie lange muss das Auto denn aus sein, damit sich das lohnt. Ich hab mal 20 Sekunden gehört, weiss da jemand was zu?

    Gruß,
    Toph

  5. Beitragsautor

    Hallo Toph,
    auch wenn Ihr Auto keine Servolenkung hat, die ohne Strom nicht funktioniert, haben Sie bestimmt einen Bremskraftverstärker, der dann fehlt!

    Seit neuestem habe ich ein Auto (leihweise), das den Verbrauch sekündlich anzeigt. Diese Anzeige sagt, dass das Auto 0 Benzin verbraucht, wenn man mit eingelegtem Gang ohne Gas zu geben auf eine Ampel zurollt.
    Da werde ich meinen Fahrstil noch anpassen müssen, bisher habe ich immer den Gang rausgenommen und bin so sparsam (dachte ich) gefahren.
    Das Auto verbraucht im Leerlauf ohne Gang jedenfalls laut Anzeige 0,8l/100km. Schwer, das jetzt in Sekunden umzurechnen.
    Viele Grüße,
    Ingrid

  6. Jan B.

    Wenn man es weiß das die Bremskraftunterstützung fehlt und die Lage übersichtlich ist kann man es trotzdem machen, ebenso die Servolenkung - wobei man aufpassen muss es nicht zu übertreiben.
    Warum soll wie im Artikel erwähnt nie die Motorbremse benutzt werden? Ich kenne Motorbremse sonst immer als Sparmaßnahme (z.b. vom VCD), da im Leerlauf Standgas verbraucht wird, wie ja auch Ingrid beschreibt (Standgas braucht ca. 1-2l/h). Also positiver Nebeneffekt müsste der Motor durch die Reibung aufgewärmt werden, wer also losfährt und Gefälle/Ampeln auf der Strecke hat: Motorbremsen!

  7. Beitragsautor

    Hallo,
    Du schreibst es selbst: man muss aufpassen, es nicht zu übertreiben. Den Motor auszuschalten und auf die Bremskraftunterstützung zu verzichten ist meiner Meinung nach ganz klar eine Übertreibung.

    Bei der Motorbremse tourt der Motor höher als im Leerlauf. Man kann den Unterschied schon hören. Ich vermute, dass hier noch Benzin verbraucht wird, statt es zu sparen.

    Warum soll die Aufwärmung des Motors ein Vorteil sein???

    Viele Grüße,
    Ingrid

  8. Felix

    Man muss klar zwischen ECODRIVE und HYPERMILING unterscheiden. Mit Ecodrive kann allenfalls der Normverbrauch 'Gesamt' eines Autos unterboten werden, der Hypermiler wird aber auch den 'Überlandverbrauch' (gemäss NEFZ 80/1268/EWG) seines Fahrzeugs um bis zu 20% unterbieten. EOC (engine off coasting und drafting (Abstand 2" oder 1/2 Tacho!!!) sind aber durchaus probate Mittel die dem Profi effizient zur Reichweitenerhöhung verhelfen. Ich fahre meinen 1,9 TDI 81 kW GOLF im Jahresdurchschnitt mit 3,6 L / 100 km (Normverbrauch ist 5,0 Liter). Fahrspass ist Sparspass und Hypermiling setzt hochkonzentriertes Fahren, Geduld und Übung voraus.

  9. stewu

    wer die Motorbremse benutzt, muß auch wissen wie die funktioniert. Unter 70°C Motor gar nicht. Die Einsatzdrehzahl ist von Hersteller zu H. verschieden. Manche brauchen über 2000 U/min um überhaupt die Schubabschaltung zu aktivieren um dann bis auf Leerlaufdrehzahl keinen Sprit zu verbrauchen. Motor ausmachen im Ausrollen ist ein Risiko, 2 bis 3 mal Bremsen und derUnterdruck ist weg. Dann tritt man auf ein Betonpedal. Wer denkt die Herstellerangaben sind nur Lüge, dann schaut mal bei Spritmonitor.de vorbei (Citroen C1 stewu)
    ich verbrauch momentan 3,6 l/100 Benzin angegeben laut datenblatt 4,6.
    stewu

  10. Chelzac

    Ich fahre mit meinem Corsa Benziner die letzten 40.000 km im Schnitt mit 4,2 l/100km. Normverbrauch ist 5,3 l/100km. Um diese Werte zu erreichen, bedarf es allerdings einiger Vorbedingungen:

    1. Das Streckenprofil muss dementsprechend sein. Mit hohem Anteil an Stadtverkehr schafft man derartige Werte nicht.

    2. Man muss es Wollen UND Können, so zu fahren.
    Wollen, weil es sehr viel Disziplin erfordert und mitunter enorme Konzentration vonnöten ist.
    Können, weil man seinen Wagen genau kennen muß und eben auch sämtliche Spritspartricks kennen und beherrschen muß, um das letzte Zehntel nach dem Komma herauszuholen.

    Fahrspaß entsteht bei mir nicht durch Querbeschleunigung, sondern beim Blick auf den Bordcomputer bzw. an der Tankstelle. Der Begriff Fahrspaß hat im öffentlichen Straßenverkehr m. E. auch nichts verloren, da hier zuviel Unvorhergesehenes lauert und auch schwächere Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen sind. Das, was die meisten Autofahrer unter Fahrspaß verstehen gehört für mich auf die abgesperrte Rennstrecke.
    Mittlerweile fahre ich nicht mehr rein aus Kostengründen so sparsam, sondern der sportliche Ehrgeiz des Hypermilers steht im Vordergrund.
    Kleiner Tipp von mir: Leute, es ist nicht verboten, im 5. Gang durch die Stadt zu fahren. Einfacher kann man Geräuschniveau und Spritverbrauch gar nicht senken.

    Chelzac

  11. Hermann Gessl

    Zuerst ein grosses Kompliment für diesen Artikel!

    Auch ich bin ein praktizierender Hypermiler und war es auch schon, bevor diese Art des Autofahrens mit dem Begriff 'Hypermiling' erst einen Namen bekommen hat. Seit fünf Jahren fahre ich einen Daihatsu Cuore VIII (L276) mit einem Jahresdurchschnittsverbrauch von 4,0 Liter/100km. Der reproduzierbare Minimalwert auf Langstrecken liegt bei 3,6 Liter, der kombinierte Normverbrauch dieses Autos liegt bei 4,4 Liter. Für mich liegt der Reiz dieser Art des Fahrens in zwei Dingen:

    1. Hypermiling erfordert ein gezieltes und konzentriertes Bemühen um Effizienz, ohne dabei zu einem Verkehrshindernis zu werden. Das ständige Optimieren dieser Fahrweise und die Verbesserung der Effizienz empfinde ich als eine interessante Herausforderung.

    2. Als Hypermiler leistet man aktiv einen Beitrag zu einer geringeren Umweltbelastung und zur Resourcenschonung. Da mir persönlich der Natur- und Umweltschutz ein gewisses Anliegen ist, beruhige ich als Hypermiler beim Autofahren merklich mein Umweltgewissen.

    Überhaupt gibt mir die gedankenlose Fahrweise der Mehrzahl der Autofahrer in Bezug auf die Umweltbelastung zu denken. Als deklarierter Hypermiler gilt man schnell als 'Ökofuzi' oder gar als 'Spinner'. Ich bleibe bewusst bei dieser Fahrweise, auch um beispielgebend zu zeigen, dass Hypermiling ebenso Fahrspass bereiten kann, der nicht blos auf Geschwindigkeit und Beschleunigung beruht.

    Hermann

  12. Karoll

    Fahre seit 4/10 einen Toyota Yaris, Diesel, Bj. 2010. Eingetragener Verbrauch steht mit 4,2 l/100 km. Bin jetzt bei 3,96 l/100 km angekommen. Bin (einmalig) auf Langstrecke auch schon mal auf einen Verbrauch von 3,2 l gekommen. Habe die Erfahrung gemacht, dass ein sinnvolles Hypermiling von vielen Dingen abhängig ist. So erziele ich mit meinem Kfz die besten Ergebnisse bei einer höheren Außentemperatur (Sommer), einem guten, trockenen Straßenbelag und Langstrecke. Hypermiling ist eine gute Sache, weil es ein sinnvoller Beitrag zur Umweltschonung ist. Die besten Werte "erfahre" ich mit meinem Kfz bei 1700 Umdrehungen/min.

    Karoll

  13. Markus

    Ich fahre jeden Tag von Tübingen nach Stuttgart zur Arbeit, im Hypermiling Modus natürlich. Mit dem Passat Diesel brauche ich auf der Hinfahrt (da geht es mehr bergab) ohne Licht im Sommer nur noch 3,2 l/100 km und auf der Rückfahrt 4,0 l/100 km, so dass im Schnitt so 3,6 l/100 km rauskommen. Das witzige ist ja, auch wenn man bissle langsamer unterwegs ist braucht man kaum länger als ohne Hypermiling.
    Was das LKW surfen im Windschatten angeht so hab ich das früher mal ausprobiert, aber ich glaube das bringt nichts. Zu dicht auffahren kann man nicht weil man da nichts mehr sieht. Und weiter weg hab ich das Gefühl dass man eher verbraucht, weil der LKW vor einem ja mächtig Luftverwirbelungen macht und das ist genau wie bei Flugzeugen nicht gut und führt zu Mehrverbrauch.
    Immerhin schaffe ich jetzt ungefähr 2000 km mit einer Tankfüllung und ich bin am Überlegen ob ich nicht mal ausprobieren soll mit einer Tankfüllung von Tübingen nach London und zurück zu fahren. Das sind ca. 930 km in einer Richtung und müsste eigentlich mit einer Tankfüllung hin und zurück zu schaffen sein. :) Grüße aus dem Süden der Republik

  14. Stefan

    Motorbremse vs. Ausrollen im Leerlauf:
    Mein Motor verbraucht im Standgas ca. 0,9 l/h (ja, Liter pro Stunde, abgelesen im "Geheim"-Menü vom BC). Bei einer Drehzahl vom 2200 upm (entspricht der Drehzahl bei 100 km/h) verbraucht er - ohne eingelegtem Gang - 2,9 l/h. Das heisst, wenn das Auto einen Berg runterrollt, bremst die Motorbremse das Auto so weit ab, wie es einem Spritverbrauch von 2,9 l/h entsprechen würde. Nimmt man dagegen den Gang raus und lässt es ausrollen, entfällt die Motorbremse und das Auto rollt viel weiter und man verbrauch in der Zeit eben nur ein Drittel.

    Anders erklärt: Rollt man ohne Gang einen Berg so runter, dass durch das Gefälle genau 100 km/h gehalten werden, verbrauch das Auto 0,9 l/h (bei 100 km/h sind l/h = l/100km) also 0,9 l/100km. Nimmt man jetzt den Gang rein, muss die Motorbremse durch leichtes Gasgeben ausgeglichen werden, der Verbrauch liegt nun bei 2,9 l/h oder l/100km.

  15. Beitragsautor

    Wow, 200km mit einer Tankfüllung! Herzlichen Glückwunsch!
    Das ist schon ein sehr sparsames Autobahn-Auto!

    Habe schon oft festgestellt, dass man mit schneller Fahren nicht schneller ankommt.

  16. Stefan

    Zur Motorbremse nochmal, ich erzürne beinahe und möchte vorweg auf Foren wie Motor-Talk.de verweisen, bei denen das ganz genau erläutert wird.

    Die Schubabschaltung nicht zu nutzen bedeutet definitiv einen Mehrverbrauch. Zusätzlich dazu ist es für den Motor weniger belastend unter leichtem Gegendruck zu arbeiten als im Leerlauf. Das ist in etwa vergleichbar mit Treten am Fahrrad im ersten Gang, obwohl man nicht gegen eine Steigung fährt.

    Auskuppeln ergibt nur dann Sinn, wenn die Motorbremsleistung überproportional ist, sprich die Motorbremswirkung so stark wirkt, dass das Fahrzeug zu stark abgebremst würde.

    So, wer jetzt zweifelt darf sich an die Motorendepartements der großen Autohersteller wenden. Es gibt seit gewisser Zeit eine Segelfunktion bei Automatikgetrieben von Sportwagen. Dort wird nach meinem beschriebenen Schema gearbeitet.

    Dass der Motor wenn er kalt ist die Schubabschaltung später aktiviert ist richtig, jedoch unterscheidet sich das um wenige hundert RPM.

    VG.

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