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Unsere Serie zu "Cradle 2 Cradle" geht weiter.

Der wichtigste Schritt zum Produkt, dessen Rohstoffe nach der Benutzung in gleichem Maße wiederverwendet werden können, ist die Trennung der Stoffkreisläufe:

  1. Kreislauf eins: Biologischer Kreislauf, alles was wächst und wieder kompostierbar ist (Biomasse).
  2. Kreislauf zwei: Technischer Kreislauf, alles was aus Metall, Plastik, Stein ist und wieder als technischer Rohstoff dienen kann (Industriemasse).

Unser heutiges Vorgehen ist nicht dazu gedacht, Masse wieder zurück zu geben. Vermischungen der Kreisläufe werden als Wunder des Recycling gepriesen, dabei lassen sie sich nie wieder trennen!

Berge von Abfall, die sich auf den Müllkippen türmen, geben zunehmend Anlass zur Sorge, aber nicht die Menge des Mülls ist das Hauptproblem des Designprinzps von der Wiege bis zur Bahre. Entscheidender sind die Nährstoffe - wertvolle "Nahrung" für Industrie und Natur zugleich -, die verseucht und verschwendet werden oder ganz verloren gehen.

Wenn man die beiden Kreisläufe strikt trennen will, muss man besonders darauf achten, "dass die Dinge im biologischen Kreislauf keine Mutagene, Karzionogene, Toxien oder andere Substanzen enthalten, die sich in natürlichen Systemen anreichern und diese schädigen".
Genauso "sollten biologische Nährstoffe nicht in den technischen Kreislauf geraten, weil sie damit nicht nur der Biosphäre verloren gehen, sondern auch die Qualität des technischen Materials vermindern oder dessen Wiedergewinnung und -verwertung komplizierter gestalten."

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Um diese Kreisläufe in Gang zu halten, schlagen die Autoren eine neue Art des Handels vor:
Konsumenten sollen nicht mehr Produkte kaufen, sondern mieten. Am Ende der Mietzeit erhält der Produzent das Produkt und damit die ganzen wertvollen (technischen) Stoffe zurück. Aus diesen kann der Produzent wieder neue Produkte herstellen und der Konsument muss sich nicht um die Abfallentsorgung kümmern. Der Hersteller bleibt also im Besitz der wertvollen technischen Stoffen!

Das vorgeschlagene Modell ist etwas gewöhnungsbedürftig (ich soll meinen Stuhl nicht mehr besitzen?), ist aber sehr verständlich, wenn man es im Rahmen der beiden Stoffkreisläufe betrachtet. Ich bin doch froh, wenn ich den alten Stuhl nicht entsorgen muss, genauso froh, wie der Hersteller, wenn er das Metall und das Plastik wieder verwenden kann.

Weil ich die Idee so gut finde, bin ich auch weiter auf der Suche nach Cradle 2 Cradle Produkten, die man hier in Europa tatsächlich kaufen kann.

Seit ich die Serie Cradle 2 Cradle betreue und hier regelmäßig montags aus dem Buch "einfach intelligent produzieren" berichte, finde ich beim Recherchieren immer öfter Cradle 2 Cradle Produkte.

Zum Teil sind die Produkte zertifiziert (die Cradle 2 Cradle Erfinder leben davon, Betriebe zu beraten und zu zertifizieren), zum Teil werben die Hersteller einfach mit dem Recycling-Grad ihrer Produkte und geben an, wie sie den technischen Nährstoff-Kreislauf integriert haben.

  • Passend zum Cradle 2 Cradle "Wiege zur Wiege" Thema eine Wiege aus (Recycling-)Pappe
  • Cradle 2 Cradle Bürostuhl (das Beispiel wird auch im Buch beschrieben) - hier auf der Webseite mit Rabatt angeboten, wohl aber nur für amerikanische Kunden interessant.
  • Das Cradle 2 Cradle Sofa/Sessel/Bett-Kombinationsmöbelstück ist nicht nur vielseitig einsetzbar sondern auch 100% recycelbar.
  • Das LINC-Telefon von Kaleidoscope ist nicht nur vollständig (und leicht) auseinander zu nehmen und rein zu recyceln, nein, die Idee ist auch wie im Buch, dass man das Telefon nur "leihweise" benutzt und nach einem Jahr automatisch gegen die neue Version austauscht.

Natürlich werde ich weiter nach Cradle 2 Cradle Produkten Ausschau halten und vielleicht auch mal hier in Deutschland fündig werden. Bisher zertifizierte Cradle 2 Cradle Produkte gibt es auf der Homepage der Erfinder.

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Update: 18.5.08 Den berühmten Cradle 2 Cradle Bürohdrehstuhl gibt es jetzt auch in Deutschland (z.B. bei Amazon).

Dieser Beitrag führt unsere Serie zu Cradle 2 Cradle (Einfach intelligent produzieren) weiter.

Der 2. Schritt hin zum intelligenten Produkt ist die Öko-Effektivität. Im 1. Schritt haben wir gezeigt, dass das Sparen von schädlichen Stoffen allein nicht in die richtige Richtung führt. Statt dessen wird die Öko-Effektivität vorgeschlagen.

Das vorgestellte Buch in der englischen Version zeigt, wie ein öko-effektives Produkt aussehen sollte. Statt aus Papier ist es aus Polymeren, die ohne Qualitätseinbußen beliebig oft wiederverwendet werden können, die Farbe kann abgewaschen und auch als Farbe wiederverwendet werden.

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Durch das ganze Buch zieht sich das Bild des Kirschbaums, der nicht an Blüten spart, sondern im Gegenteil sehr verschwenderisch damit umgeht. Die Blütenblätter werden zur Nahrung für die nächste Generation und alles andere, das in der Nähe wächst.

Wie kann man also die Idee des Kirschbaums, Ãœberfluss zu erzeugen, der als Nahrung dient, weiter verfolgen?

Ein Gebäude nach der alten Denkweise sieht so aus:

  • Es ist luftdicht (spart Heizung und Klima-Energie).
  • Es hat dunkel gefärbtes Glas (spart Klima-Energie).

Das öko-effektive Gebäude sieht so aus:

  • Tagsüber strömt Licht herein (spart künstliche Beleuchtung).
  • Nachts wird das Gebäude mit Luft von draußen gekühlt (spart an der Klimaanlage - man merkt den Standort der Autoren im warmen Kalifornien).
  • Auf dem Dach wachsen heimische Gräser und schützen die Oberfläche vor Korrosion und Wärme, sammeln Regenwasser.

Gerne glaubt man den Autoren, dass die Mitarbeiter in diesem Gebäude gerne zur Arbeit gehen! Dabei hat das Gebäude 10% mehr gekostet als ein konventionell geplantes Fabrikgebäude. Die Unternehmer wurden durch Produktivitätszuwächse ihrer Mitarbeiter belohnt. Die Fluktuation hat stark abgenommen. Beides macht die Mehrkosten für den Bau wieder wett.

Radikales Umdenken

Wenn man mit öko-effektivem Denken anfängt, so die Autoren,

"sind nicht die Lösungen an sich radikal, sondern der Perspektivenwechsel".

Beispiel Waldwirtschaft

Über eine öko-effektive Art, Wald zu bewirtschaften, berichtet das Buch:

Menominee-Indianer in Wisconsin handeln mit Holz aus ihren Wäldern. Statt Kahlschlag zu betreiben, wie in Amerika üblich, fällen sie oft nur die schwächeren Bäume und lassen die starken Mutterbäume sowie genug vom Laubdach stehen, so dass Eichhörnchen und andere Baumbewohner dort weiterhin leben können.

Mit Erfolg: die Holzmenge im Reservat ist in den letzten Jahren sogar gestiegen!

Neue Designaufgaben

Das Kapitel über Öko-Effektivität endet mit neuen Designaufgaben:

  • Gebäude bauen wie Bäume, die mehr Energie produzieren als sie verbrauchen und ihr eigenes Abwasser reinigen.
  • Fabriken gestalten, die Abwässer in Trinkwasserqualität freisetzen.
  • Produkte erfinden, die nach dem Ende ihrer nützlichen Verwendung nicht nutzloser Abfall werden, sondern einfach am Boden verrotten oder als hochwertige Rohstoffe wieder in den industriellen Kreislauf eingehen können.
  • Transportmittel schaffen, die die Lebensqualität erhöhen, während sie Güter und Dienstleisungen liefern.
  • Eine Welt des Ãœberflusses und nicht der Begrenzugen, der Verschmutzung und des Abfalls schaffen.

Bisherige Artikel in der Serie auf unserer Seite Serien.