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Hier schreibt unser Gastautor Oliver Grätz.

Der Begriff "Standby" ist in Energiesparkreisen eigentlich verpönt, weil er für heimliche Stromfresser steht, die ohne Nutzen das ganze Jahr über Strom verbrauchen. Beim Computer ist dies jedoch etwas anders gelagert. Daher hier Informationen zum Energiesparen...

Computer: Aus ist nicht gleich aus

Zunächst einmal muss man dazu wissen, wie sich Computer in Sachen Stromverbrauch verhalten, wenn sie nicht an sind. Hier muss man nämlich zwischen vier Zuständen unterscheiden:

  • Wenn man den Computer mit der Funktion "Herunterfahren" im Betriebssystem ausschaltet oder vorne am Computer auf den Aus-Knopf drückt, so nennt man das Ergebnis Soft-Off. Der Computer ist in diesem Zustand nicht vollständig aus. Das Netzteil versorgt einige Komponenten nämlich weiterhin mit 5 Volt, damit man den Rechner zum Beispiel durch Drücken einer Taste auf der Tastatur wieder einschalten kann. Der Verbrauch eines Rechners liegt im Soft-Off meist bei etwa 2 Watt.
  • Denselben Zustand erreicht man auch mit dem Ruhezustand. Hierbei wird der Inhalt des Arbeitsspeichers auf die Festplatte kopiert und dann wird der Computer in den Soft-Off versetzt. Heutzutage ist der Ruhezustad meist eine schlechte Option, denn bei 4GB und mehr Arbeitsspeicher dauert das Aufwecken aus dem Ruhezustand manchmal schon länger als das normale Booten, zumal man sich oft beim Einschalten auch noch die BIOS-Meldungen anschauen darf. Fazit: Ruhezustand nur bei schnellem BIOS und wenig RAM.
  • Nur wenn man den Rechner nach dem Herunterfahren hinten am Netzteil ausschaltet oder den Stecker zieht oder die Mehrfachsteckdose ausschaltet, an der der Rechner hängt, so ist er wirklich aus und verbraucht 0 Watt. Das harte Ausschalten ist für Rechner interessant, die man tatsächlich einmal morgens einschaltet, dann den Tag über nutzt, um sie bei Feierabend abzuschalten.

    Eine schaltbare Mehrfachsteckdose kann dann gleich auch noch den Monitor abschalten und die Aktivboxen, deren Steckernetzteil auch unermüdlich Strom verbraucht. Vorsicht: Auf keinen Fall sollte man einen Tintenstrahldrucker jeden Tag komplett vom Stromnetz trennen! Die meisten Tintenstrahldrucker starten nämlich nach dem Einschalten dann ihr Düsenspülprogramm, mit dem sie mehr Strom verbrauchen, als man in der Nacht gespart hat. Außerdem sorgt das dafür, dass die Patronen im Rekordtempo leer sind.

  • Zuguterletzt gibt es noch den Standby-Modus, und der wird meiner Meinung nach von vielen vernachlässigt. Ein Kollege meinte dazu, dass Standby bei ihm noch nie korrekt funktioniert hätte. Ja Gott, dann beweg dich und sorg dafür, dass er funktioniert! Bei mir funktioniert es mit Ubuntu 8.04 prima. Ein Rechner mit vernünftigem Netzteil verbraucht im Standby-Modus weniger als 3 Watt, also nicht mal ein Watt mehr als im Soft-Off. Der Vorteil gegenüber den anderen Aus-Zuständen ist, dass ein Rechner in der Regel weniger als 10 Sekunden benötigt, um aus dem Standby wieder aufzuwachen.

    Damit eignet sich Standby auch für kurze Pausen: Man geht und macht sich einen Espresso? Standby! Man geht schnell zum Supermarkt und will danach wieder an den Rechner? Standby! Längeres Telefonat? Standby!

Die Rechnung

Ein typischer Arbeitsplatzrechner verbraucht um 100 Watt, wenn man nichts tut. Nutzt man nur eine Stunde am Tag den Standby, anstatt den Rechner an zu lassen, so spart man 365h*97W=35,4kWh im Jahr, was etwa 7€ Stromkosten entspricht. Das klingt nach wenig, doch kann man diese Ersparnis ohne jeden Aufwand erzielen.

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Tipps zur effizienten Nutzung des Standby-Modus

  • Zuallererst muss man für das korrekte Funktionieren des Standby-Modus überprüfen, ob er im BIOS auch richtig aktiviert ist. Dort ist nämlich vielfach "S1 (POS)" vorausgewählt und dies bedeutet, dass der Computer im Standby so gut wie gar keinen Strom spart, was man auch daran merkt, dass die Lüfter im Rechner weiterlaufen. Man muss diese Einstellung auf "S3 (STR)" ändern oder auf "Standby" oder auf "Susped-to-RAM" oder wie auch immer es heißen mag.
  • Windows kann den Standby nur nutzen, wenn zum Zeitpunkt der Installation "ACPI" im BIOS aktiviert war. Das Advanced Configuration and Power Management Interface ist zwar schon seit langer Zeit Standard, aber in alten Rechnern war das BIOS manchmal noch so voreingestellt, dass ACPI nicht genutzt wurde. Dann erhält man ein Windows, das zum Beispiel beim Herunterfahren noch mit der Meldung "Sie können den Computer nun ausschalten" endet, weil es keinen Treiber für die Abschaltfunktion installiert hat. Ob ACPI aktiv ist, kann man im Gerätemanager (Systemsteuerung/System/Hardware/Geräte-Manager) sehen, wenn "Ansicht/Geräte nach Verbindung" auswählt und sich die Baumdarstellung anschaut. Dort sollte dann sowas wie "ACPI-basierter PC" stehen.

Standby ohne Aufwand

Zuguterletzt ist mir aufgefallen, dass man etwas immer dann nutzt, wenn es wirklich mit null Aufwand verbunden ist. Muss ich mit der Maus ins Startmenü, dann dort rumsuchen, und erst noch mehrfach klicken, dann ist das nicht null Aufwand.

  • Am besten ist es, wenn man eine Standby-Taste auf der Tastatur hat.
  • Hat man diese nicht, so kann man sich die Funktion auf eine andere Taste legen. Die "PAUSE" Taste benötigt man in Windows nie, also ist diese ein guter Kandidat. Um in Windows die Tastenzuordnung zu ändern, kann man SharpKeys oder KeyTweak nutzen.
    Ich nutze das seit langem auch, um das nervige CapsLock zu einer normalen Shift-Taste umzufunktionieren oder ganz abzuschalten.
  • Alternativ kann man sich die Funktion auch mit einem Tool auf eine Tastenkombination legen. DirectoryOpus bietet zum Beispiel die Einrichtung systemweiter Tastenkürzel an. Man kann sich auch ein Piktogramm direkt auf den Desktop legen und damit den Standby aufrufen. In diesem Fall benötigt man allerdings ein Programm, um dies auszulösen. Hierzu kann man "PsShutdown" von SysInternals verwenden. Den Standby ruft man dann mit psshutdown.exe -d -t 0 auf.

Standby unter Linux

Auch in Linux kann man den Standby von der Kommandozeile aufrufen, merkwürdigerweise nicht mit dem shutdown-Kommando, sondern per dbus-Kommando oder mit den Skripten in /etc/acpi. Einfach mal selber googeln...

Ich hoffe, dass dieser Artikel zu einigen Kilowattstunden Ersparnis führt.

1 Kommentar

Das Handelsblatt hat Verbrauchswerte im Standby-Modus für PCs und gängigste Peripherie auf den Punkt gebracht:

  • Rechner 4-6 Watt
  • Monitor 1-3 Watt
  • Drucker 20-30 Watt
  • WLAN-Router 4-6 Watt

Das heißt, dass der Rechner, auch wenn er heruntergefahren ist, zwischen 28 und 54 Watt verbraucht. Rechnet man das aufs Jahr hoch, kommt man auf Kosten zwischen 44€ und 85€.
Für das Geld kann man auch eine "schöne" Steckerleiste mit Schalter und Überspannungsschutz (ab 20€) anschaffen.
Selbst wenn man den Rechner wirklich nur abends und am Wochenende still legt, kann man noch zwischen 35€ und 45€ jährlich sparen.
Handelsblatt: Das Energiemonster PC bändigen