Strom

Energiespar-Wettbewerb: ein praktischer Verbrauchstest im Büro

Im Rahmen des Energiespar-Wettbewerbs verfolgen wir weiter unsere Wohnungsbegehung, bei der wir im Januar mit dem Wohnzimmer gestartet sind:

Wohnungsbegehung im Februar

Als nächstes untersuchen wir den Stromverbrauch im Büro. Das interessiert vielleicht nicht nur diejenigen, die zu Hause am Computer arbeiten, sondern auch diejenigen, die es nur in der Freizeit nutzen. Ich habe mir als "Versuchsobjekt" meinen eigenen in Teilzeit genutzten Computer-Arbeitsplatz (insgesamt gibt es zwei Arbeitsplätze) ausgesucht. In einer Steckdosenleiste mit Schalter stecken 6 Geräte:

  • Unterbrechungsfreie Stromversorgung
  • Computer
  • Monitor
  • Maus-Ladegerät
  • Telefon mit Ladegerät
  • PDA mit Ladegerät

Des weiteren stehen mir weitere 3 Geräte zur Verfügung, die in Einzelsteckdosen stecken:

  • Mailserver-Computer,
  • Office-Gerät mit Fax/Drucker/Scanner/Kopierer,
  • Drucker.

Der Verbrauchstest

Für den Verbrauchstest habe ich ein Messgerät benutzt. Ich habe den Stecker der Steckdosenleiste in das Messgerät gesteckt und dieses wiederum in die Steckdose. Der Schalter der Steckdosenleiste war aus, die Anzeige war am Anfang auf 0 Watt.

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  • Schritt 1:: Der Schalter der Steckdosenleiste wird eingeschaltet. Alle Geräte sind jetzt im Standby und haben zusammen eine Leistungsaufnahme laut Messgerät von 48 Watt. Nach einer Stunde im Standby war der angezeigte Gesamtverbrauch 0,05 kWh (also ca. 50 W in der letzten Stunde).
  • Schritt 2: Ich nehme im Standby jedes Gerät einzeln aus der Steckdose heraus. Nur drei Geräte ziehen viel Strom im Standby:
    • Die unterbrechungsfreie Stromversorgung allein verbraucht im Standby 42 Watt pro Stunde (wenn Computer und Monitor daran angeschlossen sind, also im Normalfall: 39 Watt),
    • nur der Computer 16 Watt pro Stunde,
    • nur der Monitor 11 Watt
    • Telefon 4 Watt,
    • Maus-Ladegerät 5 Watt,
    • PDA-Ladegerät 0-1 Watt

    Bei den Einzelsteckdosengeräten verbraucht nur der Computer 16 Watt/Stunde im Standby, Drucker und Mailserver 0 Watt.

    Wenn ich den Schalter der Leiste nach ca. 6-stündigem Benutzen des Computers nicht ausmache (was in der Vergangenheit durchaus passiert ist), verbrauche ich 864 Wh pro Tag zusätzlich (48 Watt * ca. 18 h). Das kostet mich im Jahr 56,77 Euro (0,864 kWh * 0,18 Euro/kWh * 365 Tage).

    Standbykosten sind einfach und schnell mit unserem Standbykostenrechner nachzurechnen. Die weiteren Geräte werden nur bei Gebrauch eingeschaltet und im Standby nicht genutzt. Das Office-Gerät wird nur als Scanner/Kopierer und selten genutzt.

  • Schritt 3: Was verbrauchen die größeren Geräte im Betrieb?
    • Die unterbrechungsfreie Stromversorgung verbraucht im eingeschalteten Zustand sogar geringfügig weniger, also insgesamt 35 Watt statt 39 Watt im Standby.
    • Der Computer verbraucht zusätzlich 48 Watt, der Monitor zusätzlich 28 Watt, wenn ich auf einem Linux-Betriebssystem arbeite,
    • 19 Watt mehr, wenn ich auf Windows arbeite,
    • 27 Watt weniger, wenn der Bildschirmschoner an ist.
    • Ich verbrauche insgesamt ca. 130 Watt/Stunde, wenn der Rechner genutzt wird, bei Nutzen diverser Software auch schon mal mehr.
    • Der Mailserver verbraucht nach dem Einschalten ca. 50 Watt, später durchschnittlich 40 Watt die Stunde.
    • Der Drucker hat eine Leistungsaufnahme von 4 Watt im eingeschalteten Zustand und ca. 200 Watt während des Druckens.
    • Das Office-Gerät verbraucht 20-25 Watt im eingeschalteten Zustand und 32-37 Watt während des Kopierens.
  • Schritt 4: Was kostet der tägliche durchschnittliche Gebrauch meines Arbeitsplatzes? Gesamtverbrauch nach 24 Stunden Nutzung/Standby/Ausgeschaltet:
    • 930 Wh/Tag für den Computer und den restlichen Geräten der Steckdosenleiste, ca. 450 Watt für den Mailserver.
    • In dieser Zeit habe ich ca. 6 Stunden den Computer genutzt und
    • ca. 10 Stunden den Mailserver eingeschaltet (war länger an, weil an dem weiteren Arbeitsplatz noch gearbeitet wurde).

Ich lerne daraus, dass ich 1,38 kWh am Tag in meinem Büro verbrauche.

Kann ich jetzt etwas sparen? Die Geräte sollten natürlich nachts ausgeschaltet oder der Schalter an der Steckdosenleiste auf aus sein, wenn sie nicht genutzt werden. Das habe ich früher nicht gemacht. Ich habe auch gelernt, mehrere Stunden am Stück zu arbeiten und nicht den Rechner ständig auf Standby anzulassen. Nach dieser Kernarbeitszeit wird er samt Leiste mit Schalter ausgemacht und nicht am selben Tag wieder eingeschaltet. Das kann sich natürlich nicht jeder erlauben. Entscheidend ist das Nutzerverhalten, dass meine Arbeitsqualität nicht beeinträchtigt.

Und beim nächsten Gerätekauf schaue ich auf den Stromverbrauch und den Standby-Verbrauch.

Energynet hat eine ausführlichen Artikel über die möglichen Energiespar-Potenziale in Deutschland veröffentlicht.

  • Kraft-Wärme-Kopplung würde 30% Primärenergie sparen.
  • Der Wirkungsgrad von Geräten muss verbessert werden: 10-25% Strom-Ersparnis ist möglich.
  • Die Standby-Kosten sind für manche Geräte höher als die Kosten für den eigentlichen Betrieb: 1-2% Ersparnis ist möglich.
  • Durch konsequenten Umstieg auf Energiesparlampen könnte 80% des Stroms für Licht gespart werden.

Aufgelistet wird auch, in welchem Bereich Privathaushalte mit ca 25 TWh (Terawattstunden) kräftig beim Sparen helfen könnten: im Bereich von elektrischen Motoren (einen Versuch macht der Wärmepumpenbetreiber, eine Aufzählung aller Elektromotoren in seinem Haushalt zu erhalten), bei der Beleuchtung (gilt auch für Handel und Dienstleistungen) und beim Standby.

Aufteilung des Stromverbrauchs in Deutschland

Ich habe aus den Zahlen mal eine Grafik gemacht, der äußere Ring gibt die aktuelle Verteilung an, der innere die Verteilung, wenn die Privathaushalte in den drei Bereichen die maximale Ersparnis erreichen würden. Die Industrie wird dem nicht tatenlos zusehen wollen!

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BereichVerbrauch
in TWh jetzt
Verbrauch
in TWh möglich
Industrie240240
Handel/Dienstleistungen140140
Privathaushalte130105
Verkehr1616

Zum Thema passend habe ich auch eine Umfrage unter 1600 Nutzern des Immoportals Immowelt.de gefunden. Ein drittel der Befragten glauben, dass sie durch sparsameres Verhalten um eine Zuzahlung bei der Strom-Rechnung herumkommen, obwohl die Preise für Strom stark gestiegen sind. (Quelle: Pressemitteilung, 29.1.08)

2 Kommentare

Im Rahmen der zweiten Wohnungsbegehung des Energiespar-Wettbewerbs konzentriere ich mich auch die Hifi-Anlage.

Hifi-Anlage

Die Hifi-Anlage und die drei dazu gehörenden Geräte stecken in einer Steckdosenleiste ohne Schalter, die selbst dauernd in der Steckdose steckt. Meine Geräte sind also ständig im Standby. Hier wäre eine Steckdose mit Schalter angebracht, sinnvoll wäre alternativ dazu auch die Steckdosenleiste aus der Steckdose zu nehmen.

Für den Test habe ich erneut ein Messgerät benutzt:

  • Schritt 1: Ich habe den Stecker der Steckdosenleiste in das Messgerät gesteckt (Anzeige noch 0 Watt) und dieses wiederum in die Steckdose. Die Anzeige stieg sofort auf 9 Watt Leistungsaufnahme für 3 Geräte im Standby. Nach 10 Stunden im Standby war der angezeigte Gesamtverbrauch 0,09 kWh (also ca. 90 Wh in 10 Stunden). Ich habe die Standbymessung auf 10 Stunden ausgedehnt, da mein Messgerät beim Gesamtverbrauch (in kWh) die dritte Nachkommastelle nicht anzeigt und ich genaue Ergebnisse erzielen wollte.
  • Schritt 2: Ich nehme im Standby jedes Gerät einzeln aus der Steckdose heraus. Nur zwei Geräte ziehen Strom im Standby:
    • Der Tuner verbraucht im Standby 3 Watt pro Stunde,
    • der Kassetten-Recorder 6 Watt pro Stunde,
    • der CD-Player ergab keinen Unterschied in der Leistungsaufnahme, also 0 Watt pro Stunde. Allerdings leuchtet auch keine rote Leuchtdiode, wenn er am Strom angeschlossen ist.

    Wenn ich die Hifi-Anlage nicht aus der Steckdose nehme, verbrauche ich pro Tag 207 Wh zusätzlich im Standby (9 Watt * ca. 23 h) bei durchschnittlicher einstündiger Nutzung pro Tag. Das kostet mich im Jahr 13,60 Euro (0,207 kWh * 0,18 Euro/h * 365 Tage) zusätzlich. Standbykosten sind mit unserem Standbykostenrechner einfach nachzurechnen.

  • Schritt 3: Was verbrauchen die Geräte im Betrieb?
    • Der Tuner verbraucht 28 Watt zusätzlich zum Standby, also insgesamt ca. 31 Watt,
    • der Kassetten-Recorder verbraucht insgesamt 7 Watt beim Abspielen, aber nur 6 Watt, wenn der Recorder an ist und die Kassette nicht läuft, weil sie z.B. zu Ende abgespielt ist und vielleicht vergessen wurde (genau so viel wie im Standby);
    • der CD-Player 5 Watt insgesamt: 4 Watt beim Einschalten oder Stoppen der CD, weitere 1 Watt beim Abspielen.

    Zieht man in Betracht, dass CD-Player/Kassetten-Recorder immer zusammen mit dem Tuner genutzt werden, beträgt die Leistungsaufnahme jeweils 41 Watt/37 Watt nur weil die Geräte an sind oder 42 Watt/38 Watt beim Abspielen. Hinzu kommen 6 Watt des Kassettenrecorders im Standby, wenn der CD-Player abspielt oder nur Radio gehört wird.

  • Schritt 4: Was kostet der tägliche durchschnittliche Konsum der Hifi-Anlage? Gesamtverbrauch nach 24 Stunden Nutzung/Standby:
    • 250 Wh (Für die Messung der verschiedenen Nutzungen ziehe ich nichts ab, da sich in der kurzen Testzeit der Verbrauch kaum verändert hat - ca. im Bereich von 0,5 Wh)
    • In dieser Zeit lief 0,5 h das Radio,
    • und für 0,5 h wurde Musik auf den CD-Player abgespielt.

Ich lerne daraus, dass ich 207 Wh am Tag zusätzlich für den unnötigen Standbybetrieb der Hifi-Anlage verbrauche. Das sind - wie in Schritt 2 berechnet - 13,60 Euro im Jahr. Hier ist wirklich eine Steckdosenleiste mit Schalter angebracht.

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