Schlagwort-Archive: Biomasse

Seit längerem lese ich darüber im Gründer-Blog der WirtschaftsWoche, doch nun berichtet auch das Handelsblatt. Forscher des Max-Plack-Institiuts haben die kalte Verkohlung (die bereits 1913 erfunden wurde) stark beschleunigt und nutzbar gemacht.

Der Trick ist: Kohle kann man kochen. Mit kontinuierlicher Hitze von ca 200 Grad wird aus Biomüll über Nacht Kohle (ähnlich machten es auch die Holzkohle-Meiler). Der Haken bisher: wenn man die Kohle aus dem Kochtopf nehmen will, muss man den Topf abkühlen lassen. Große Verschwendung!

Die Forscher (unter anderem ein Diplomand) ließen sich eine Röhre einfallen in die an einem Ende kontinuierlich Biomasse eingefüllt wird und aus der am anderen Ende kontinuierlich Kohle herauskommt. So erzeugt das System selbst ständig genügend Wärme um den Prozess am Laufen zu halten (und die überschüssige Wärme kann sogar noch genutzt werden).

Viel zu schade zum Verbrennen sei die so gewonnene Kohle, sagen die Forscher, man kann sie als Superdünger (die Mineralien aus den Pflanzen bleiben erhalten) benutzen, in einer Brennstoffzelle mit 60% Wirkungsgrad direkt verstromen oder noch besser fürs Klima: auf die Halde legen und das CO2 so aus dem Verkehr ziehen....

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Spannende Sache, die ich weiter verfolgen werde!

Die Wissenschaftler der Purdue Univeristy in Indiana haben einen mobilen Bioreaktor entwickelt, der aus Hausmüll (ungetrennt!) Energie erzeugt.

Das geschieht in vier Schritten:

  • Müll schreddern und Wasser beimischen
  • Im Bioreaktor wird Ethanol draus
  • Plastik wird zu Pellets gepresst
  • Pellets und Ethanol werden zusammen im Generator verbraucht

Das System hat die folgenden Kennzahlen:

  • 1,2 Tonnen Müll = 60KW Strom

Wie lange der Prozess dauert, steht im Text nicht.
Gedacht ist der Bioreaktor für den Einsatz in Notfallcamps des Katastrophenschutzes.

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Quelle: WirtschaftsWoche 40, 1.10.07, Seite 137

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Öl aus Algen als Dieselersatz: der Amerikaner Glen Kertz macht es vor. Mit seiner Firma Valcent Products und Risikokapital will er den Markt für alternative Treibstoffe aufmischen. Die Algen atmen Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus. Mit dem Licht der Sonne erzeugen sie Pflanzenöl, das sie in ihren Zellen speichern. Das Öl macht bis zu 50% des Trockengewichts der Algen aus!

Wie es geht:

  • Die Algen leben in badewannengroßen Plastiksäcken in einem Gewächshaus (durchsichtige Säcke?)
  • In einem Reaktor wird der Biokraftsoff abgespalten.

Die Vorteile sind mannigfaltig:

  • Die Erzeugung von Öl durch (nicht aus) Algen benötigt nur wenige Energie und nur wenig Wasser.
  • Man benötigt nur Sonnenlicht
  • Die Algen verbrauchen CO2 statt es zu erzeugen!
  • Algenöl soll nur $20 pro Barrel kaufen (statt $80 für Erdöl)

Der Gründer erklärt:

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„Wir stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion, wie es bei Ethanolerzeugung aus Mais oder Sojabohnen der Fall ist. Wir brauchen wenig Land und können auf den Einsatz von Düngern, Pestiziden oder schweren Landmaschinen, die selbst wieder Energiefresser sind, völlig verzichten.“

Es gibt bereits eine Demonstrationsanlage. Das nächste Ziel ist, eine Kapazität von etwa vier Millionen Barrel Algenöl pro Jahr zu erreichen. Das Verfahren würde rund 2,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verbrauchen.

Es gibt allerdings noch immer Hindernisse:

  • Es gibt kein Vertriebssystem für den Biosprit.
  • Konventionelle Dieselhersteller wollen ihre Pipelines nicht freigeben.
  • Motorenhersteller fürchten, dass der Pflanzenstoff ihre Maschinen verstopft.
  • Glycerin muss noch aus dem Treibstoff eliminiert werden.

Quelle: Focus-Online-Autor Gerd Pfitzenmaier, 31.10.07

Nachtrag

Auch der Stern (15.12.07) berichtet über die Vorteile der Bio-Diesel-Algen:

Die Pflanzen brauchen allerdings Licht, und das dringt nur wenige Zentimeter tief in das mit Algen zugewucherte Wasser. Riesige Tanks scheiden daher als Anbaumöglichkeit aus. Wissenschaftler arbeiten deshalb an sogenannten Photobioreaktoren, in denen den Pflanzen der richtige Mix aus Licht und Nährstoffen zur Verfügung steht, während gleichzeitig verhindert wird, dass sich unerwünschte Algenarten ansiedeln. US-Forscher Ruan und seine Kollegen züchten ihre Algen beispielsweise in den Abwässern eines Kraftwerks. Dort gibt es jede Menge Phosphate und Nitrate - Chemikalien, die Flüsse verschmutzen, aber das Wachstum von Algen fördern, die diese Schadstoffe aus Abwässern filtern.

Neben der Produktion von Biotreibstoffen hätten die Algenfarmen somit noch einen zusätzlichen positiven Effekt für die Umwelt. Ruans Vision: Algenfarmen könnten in der Nähe von Kläranlagen errichtet werden, sodass die Forscher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnten: Hier könnten die Algen zusätzlich zu den Schadstoffen, die sie aus dem Abwasser filtern, auch das Kohlendioxid neutralisieren, das beim Verbrennen des Klärschlamms entsteht.

Ecofriend: Bio-Diesel
Update (23.5.08): Treehugger berichtet von einer Möglichkeit die Ernte von Algen für Bio-Diesel mit Hilfe eines Micr-Düngstoffs um über 100% zu erhöhen. Algen in Tanks nehmen weniger Fläche in Anspruch als Raps!